Thursday 20 March 2008

Tackeling Identities & Stereotypes.


Identity Labels & Stereotyping: Eine "Muslimin" und eine "Lehrerin" auf dem Hotchair. Mit dieser Methode verdeutlichen wir uns unsere eigenen Stereotype.

„Identitiy & Stereotypes“ ist eines unser wichtigsten Themen und findet in fast jedem Workshop Erwähnung. Dabei sind die Horizonte der Zielgruppen sehr unterschiedlich. Manchmal, wie auch bei der Thematisierung von Geschlechterrollen scheint es mir als laufen wir gegen Gummiwände. Wir wollen kein „Lecturing“ durchführen. Und dennoch: Manchmal fällt es verdammt schwer, unseren Meinungen nicht mer Gewicht zu geben, als den Meinungen unserer Teilnehmer.

Die Gefahr, dass wir unsere Sichtweisen oktruieren besteht ständig. Auch wenn sie mit denen unserer ugandischen Teammitglieder übereinstimmen und wir sie noch so sehr für richtig halten, bleibt eines unser wichtigsten Ziele, mir den Teilnehmern einen gleichberechtigten Dialog zu führen, aus dem gemeinschaftliche Lösungsansätze resultieren können.

Heute, kurz vor Programmende: Ein Gespräch, dass die Dekonstruierung von Stereotypen zum Ziel hat, endet in einem Gespräch, der uns mit einem der Kernprobleme jüngerer ugandischer Geschichte konfrontiert.

Der folgende Dialog hat sich nie so ereignet. Das Aufgeschriebene spiegelt trotzdem den Inhalt des erwähnten Gespäches wieder.

Jemand: Ich komme aus dem Norden. Die Menschen im Norden sind gute Krieger. Wir aus dem Norden sind Superior.

Eine andere: Es gibt da ein Sprichwort von Obote, er sagte „Only a dead Bagana is a good one“. Ich bin eine Baganda. Was hälst du von so einem Sprichwort?

Jemand: Ich weiß nicht.

Eine andere: Wenn du ein Baganda wärst, und jemand würde diesem Sprichwort glauben...

Jemand: Dann würde ich mich dem beugen.

Aufruhr.Entrüstung. Manche lachen. Manche halten still. Manche Stimmen zu.

Die anderere: Pass mal auf! Wenn ich mit dir in einem Dorf leben würde und ich wüsste, dass du mich hasst... wenn du irgendwann in auf der Straße liegen würdest... dann würde ich dir nicht helfen. Willst du das?

Jemand: Das wäre dann so. Ich würde das akzeptieren.

Schweigen.

Ein Dritter: Stell dir vor, du triffst eine Frau, sie kommt aus dem Süden, sie ist eine Baganda.Stell dir vor, du kommst aus dem Norden. Stell dir vor, sie ist die schönste Frau, die du jemals gesehen hast, stell dir vor, sie ist Reich, sie hat alles was du begehrst. Stell dir vor, sie liebt dich und du liebst sie, oder du willst es zumindest. Stell dir vor, du kommst aus dem Süden und sie aus dem Norden uns zwischen euch ist eine riesengroße Wand, weil jemand gesagt hat,dass die Leute aus dem Norden die aus dem Süden hassen und umgekehrt.

Stell dir vor, Uganda geht es gut. Uganda ist reich und stolz und wächst und wächst, stell dir vor, alle Leute leben im Frieden und bereichern sich gegenseitig. Ihr nutzt euch und eure Ressourcen, ihr helft euch und unterstützt euch. Jetzt stell dir vor, es geht nicht, weil die Menschen aus dem Norden beschlossen haben die Menschen aus dem Süden zu hassen und umgekehrt. Einfach so. Ist das Schicksal? Oder was?

Web of Identities.


Wir stehen im Kreis und vernetzten Identitäten, die wir „in common“ habenn. Zuerst alle Mädchen. Dann alle Jungs. Wir haben nun zwei Netzwerke. Jeder hält eine Schnur nur einer Farbe. Mädchen braun. Jungen pink. Zwei Netzwerke. Getrennt von einander.

Wir vernetzen uns weiter. Wir vernetzen alle Muslime miteinander. Es sind vielleicht acht oder neun in einer Gruppe von fast fünfundzwanzig, die den weißen Faden halten. Dann noch all diejenigen, die Fleisch essen. Eine eindeutige Mehrheit, aber es gibt auch einige, die den blauen Faden nicht halten.

Die Teilnehmer sind sehr ruhig und gewissenhaft vorgegangen. Jetzt sind sie fertig vernetzt und betrachten das durchwobene System. Manchmal zieht irgendwo einer ein bisschen.

Vielviele Fäden halte ich? Wieviele meine NachbarInn? Und sind es andere als die meinigen?

Es gibt jemanden, der hält nur einen pinken Faden. Er ist trägt das Merkmal „männlich“. Sonst nichts. Mit dem Mädchen gegenüber, dass Muslimin ist und fleisch isst teilt er keine der vier Identitäten. Sind sie nun Fremde? Haben sie nichts gemeinsam?

Identitäten dienen uns schnell der Abgrenzung. Du bist so, ich bin so, du bist anders als ich, du hast mit mir nichts gemeinsam. Insbesondere in Konflikten macht man sein Gegenüber zum „Anderen“.

Nun folgen wir einmal dem pinken Farben des Jungen. Wir müssen nicht weit gehen, nur bis zum nächsten Teilnehmer, und schon finden wir den blauen und den weißen Faden. Und dann noch eine Station weiter und wir treffen auch auf den braunen Faden. Das ist das Netzwerk der Identitäten. Schau nicht nur auf die Farben, schau wohin deine Fäden gehen und auf welche anderen Fäden sie dort treffen.

1 comment:

Deinamo said...

Es ist spannend und unglaublich eindrucksvoll - Eure Berichte sind unverfälscht und klar, lassen Teilhabe an eurem Projekt zu - Danke hierfür. Methodisch ein Genuß sie nur zu lesen, wie gerne wäre man da gleich bei euch!

Frohe Ostern an alle (besonders an Andi) hier aus dem verschneiten Süd-Bayern.